Akademientag 2023 | Was ist gerecht? – Gerechtigkeitsvorstellungen im globalen Vergleich
Akademientag „Was ist gerecht? – Gerechtigkeitsvorstellungen im globalen Vergleich“
Klimagerechtigkeit, Gerechtigkeit zwischen den Generationen, soziale Gerechtigkeit, historische Gerechtigkeit – Gerechtigkeitsforderungen durchziehen mediale und gesellschaftliche Debatten und stellen bestehende Strukturen immer wieder in Frage. Der Begriff der Gerechtigkeit hat in den letzten Jahrzehnten nicht nur in der Philosophie, sondern auch im gesellschaftlichen Diskurs eine ungeahnte Konjunktur erlebt.
Mit dabei u. a. Mojib Latif, Aladin El-Mafaalani, Bénédicte Savoy, Nikita Dhawan und Julian Nida-Rümelin.
Ausgehend davon haben die Akademien an diesem Tag die klassischen „westlichen“, transatlantischen und europäischen Gerechtigkeitsvorstellungen in einen interkulturellen und globalhistorischen Kontext gestellt und vor diesem Hintergrund mit Expertinnen und Experten unterschiedlichster Fachrichtungen ihre universale Gültigkeit diskutiert – für und gemeinsam mit einer breiten Öffentlichkeit, darunter zahlreichen Schülerinnen und Schülern Berliner Oberschulen. Das Tages- und Abendprogramm wurde simultan in Deutsche Gebärdensprache übersetzt.
Musik: Ensemble amarcord
Das Tagesprogramm gliederte sich in vier Panels. Diskutiert wurden die Themenfelder Gerechtigkeit und Klima, Gerechtigkeit – Bildung und Kultur, Gerechtigkeit – Grenzen und Migration sowie Historische Gerechtigkeit und kulturelles Erbe. In einer interaktiven Projektstraße eröffneten zudem 13 Forschungsprojekte vielfältige Einblicke in die Forschung im Akademienprogramm.
Unionspräsident Prof. Dr. Christoph Markschies eröffnete die Abendveranstaltung
Die feierliche Abendveranstaltung widmete sich dem Thema Gerechtigkeit und Menschenrechte. Bundesministerin Bettina Stark-Watzinger (BMBF) sprach ein Grußwort zur Eröffnung.
Impressionen vom Akademientag 2023
Programm
9:00–11:00 Uhr Angebote für Schülerinnen und Schüler
In Workshops waren Schülerinnen und Schüler eingeladen, in die faszinierende Welt der Akademienforschung einzutauchen und selbst zu Forschenden zu werden.
Workshop I – Formulae - Litterae - Chartae | Workshop II – Prize Papers | Workshop III – DGS-Korpus | Expertenfragerunde – Wie sieht eine gerechte Demokratie aus? mit Prof. Dr. Andreas Urs Sommer, Nietzsche-Kommentar
Ab 11:00 Uhr Das Akademienprogramm stellt sich vor – Projektstraße
Einblicke in die Forschungsarbeit unserer Akademien bot die Projektstraße: 13 Forschungsprojekte luden mit Ausstellungen und Aktionen zum Mitmachen, Entdecken und Staunen ein und präsentierten die bunte Vielfalt des Akademienprogramms. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der folgenden Akademievorhaben waren für Gespräche über ganz unterschiedliche Aspekte globaler Gerechtigkeit vor Ort:
Deutsches Rechtswörterbuch | DGS-Korpus | Edition der Briefe Philipp Jakob Speners | Enzyklopädie jüdischer Kulturen | Formulae – Litterae – Chartae | Frühneuhochdeutsches Wörterbuch | Grundlagen, Normen und Kriterien der ethischen Urteilsbildung in den Biowissenschaften – Referenzzentrum | Hans Kelsen Werke | Leibniz-Edition | Prize Papers | Reallexikon für Antike und Christentum | Religions- und rechtgeschichtliche Quellen des vormodernen Nepal | Thesaurus linguae Latinae
Ausstellung Prize Papers und transatlantische Sklaverei
Die Ausstellung „Prize Papers und transatlantische Sklaverei: Ausbeutung, Leid und angetanes Unrecht“ im Flur hinter dem Leibniz-Saal, die noch bis Ende Januar 2024 zu besichtigen ist, gewährt Einblicke in den Handel mit versklavten Menschen, aber auch in die Lebenssituation auf den Plantagen oder an Bord gekaperter Schiffe.
12:00 Uhr Zentrale Eröffnung des Akademientages im Leibniz-Saal
Begrüßung durch die federführenden Akademien
Prof. Dr. Daniel Göske, Präsident der Niedersächsischen Akademien der Wissenschaften zu Göttingen
Prof. Dr. Mojib Latif, Präsident der Akademie der Wissenschaften in Hamburg
Musik Ensemble amarcord
Nach der Eröffnung teilt sich das Programm auf den Leibniz-Saal und den Einstein-Saal auf
Leibniz-Saal
Der Klimawandel ist eine der großen Herausforderungen unserer Zeit – die Suche nach Lösungen wird weltweit diskutiert. Die Folgen des Klimawandels spüren aber nicht alle Menschen gleichermaßen. Sie treffen insbesondere den globalen Süden sowie die künftigen Generationen, die sie am wenigsten zu verantworten haben. Es wird über Lösungsansätze diskutiert, wie der Klimawandel ohne weitere Ungerechtigkeit gestoppt werden kann.
Prof. Dr. Mojib Latif, Klimaforscher und Präsident der Akademie der Wissenschaften in Hamburg
Prof. Dr. Axel Ockenfels, Professor für Wirtschaftswissenschaft an der Universität zu Köln und Direktor am Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern in Bonn, Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste
Dr. Brigitte Knopf, Generalsekretärin des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change
Moderation: Katja Weber, Wissenschaftsjournalistin, radioeins/rbb, Deutschlandfunk Nova
Die Gründe sind verschieden – Krieg, Armut, Hunger, Klimakatastrophen, Verfolgung – immer mehr Menschen verlassen ihre Heimatländer, um woanders zu leben und zu arbeiten in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Was bedeutet diese Entwicklung sowohl für die Herkunfts- als auch die Einwanderungsländer? Sind in der sich verändernden Welt Grenzen überhaupt noch sinnvoll oder ist eine Welt ohne Grenzen denkbar? Und: Braucht der Mensch Grenzen zur eigenen Identitätsfindung?
Prof. Dr. Andreas Cassee, Juniorprofessor für Politische Philosophie, Universität Mannheim
Prof. Dr. Anuscheh Farahat, Professorin für Öffentliches Recht, Migrationsrecht und Menschenrechte an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Prof. Dr. Julian Nida-Rümelin, Philosoph, Staatsminister a.D., Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
Moderation: Stephanie Rohde, Wissenschaftsjournalistin, Deutschlandfunk Kultur
Einstein-Saal
Nicht alle Menschen haben die gleichen Chancen auf Bildung. Oft ist der Zugang zu Bildung aufgrund sozialer Herkunft, Migrationsgeschichte, Geschlecht oder einer Beeinträchtigung eingeschränkt. Was meinen wir mit „Bildungsgerechtigkeit“? Welche Rolle spielen Bildung und Bildungschancen für demokratische Strukturen? Wie kann Gerechtigkeit zwischen unterschiedlichen Kulturen und Sprachen in einer diversen und dynamischen Gesellschaft erreicht werden? Was bedeutet kulturelle Gerechtigkeit im globalen Kontext?
Prof. Dr. Julian Culp, Professor für Philosophie und Fellow des Center for Critical Democracy Studies, American University of Paris
Prof. Dr. Aladin El-Mafaalani, Soziologe und Professor für Erziehung und Bildung in der Migrationsgesellschaft an der Universität Osnabrück
Prof. Dr. Annika Herrmann, Leiterin des Instituts für Deutsche Gebärdensprache, Co-Leitung des Akademievorhabens „DGS-Korpus“ und Professorin für Gebärdensprachen und Gebärdensprachdolmetschen an der Universität Hamburg
Prof. Dr. Christian Rathmann, Leiter der Abteilung „Deaf Studies und Gebärdensprachdolmetschen“ an der Humboldt-Universität zu Berlin
Moderation: Andrea Gerk, freie Journalistin, Moderatorin und Autorin
Was ist kulturelles Erbe, und wem gehört es? Wie gehen wir mit historischem Unrecht um, das unsere Welt bis heute prägt? Was kann „historische Gerechtigkeit“ für wen wann bedeuten? Welche Bedeutung haben postkoloniale oder neoimperiale Diskurse in der Neubewertung von Kulturgütern und Identitäten? Unter welchen Voraussetzungen wird kulturelles Erbe zu einem globalen Gut der Menschheit?
Prof. Dr. Nikita Dhawan, Professur für Politische Theorie und Ideengeschichte, Technische Universität Dresden
Prof. Dr. Michael Schefczyk, Professor für Praktische Philosophie am Karlsruher Institut für Technologie
Prof. Dr. Bénédicte Savoy, Kunsthistorikerin, Technische Universität Berlin, Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
Moderation: Vladimir Balzer, Moderator und Korrespondent, Deutschlandfunk Hauptstadtstudio
17:00 Uhr Der Akademientag im Spiegeltheater
Zum Abschluss des Tages gab es ein musikalisch-szenisches Resümee des gesamten Tagespogramms, das auf unterhaltsame Art und Weise zum Weiterdenken und Diskutieren über globale Gerechtigkeit anregte.
Schauspielerinnen und Schauspieler haben über den Tag das Programm verfolgt und dabei Impressionen und auch Stimmen aus dem Publikum gesammelt. Diese Eindrücke zu Gerechtigkeit und Klima, Migration, Kultur, Bildung und historischer Gerechtigkeit reflektierten sie auf dem Podium im Leibniz-Saal, das zur Theaterbühne wurde. Ein Beitrag der Innovationstheatergruppe samt&sonders aus Berlin.
19:30 Uhr Feierliche Abendveranstaltung im Leibniz-Saal
Grußwort
Bettina Stark-Watzinger, Bundesministerin für Bildung und Forschung
Begrüßung
Prof. Dr. Christoph Markschies, Präsident der Akademienunion und der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
Gerechtigkeit und Menschenrechte
Prof. Dr. Angelika Nußberger, ehemalige Vizepräsidentin am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte und Direktorin der Akademie für europäischen Menschenrechtsschutz an der Universität zu Köln
Erik Marquardt, Mitglied des Europäischen Parlaments
Moderation: Prof. Dr. Christoph Markschies
Vergangene Akademientage
Akademientag 2023 | Was ist gerecht? – Gerechtigkeitsvorstellungen im globalen Vergleich
Berlin | Akademienunion | 12:00 Uhr
Der Akademientag 2023 widmete sich am 7. November 2023 dem Thema „Was ist gerecht? – Gerechtigkeitsvorstellungen im globalen Vergleich“ und fand in Berlin statt.
Akademientag 2022 | Musik und Gesellschaft
Leipzig | 12:00 Uhr
Der Akademientag 2022 widmet sich am 6. Oktober 2022 dem Thema „Musik und Gesellschaft“ und findet in der traditionsreichen Musikstadt Leipzig statt.
Akademientag 2021 | Ferne Welten ganz nah. Kulturen im Austausch
Berlin | 13:00 Uhr
Der Akademientag 2021 widmet sich am 8. November 2021 unter dem Titel „Ferne Welten ganz nah – Kulturen im Austausch“ der interdisziplinären Auseinandersetzung mit kulturellen Überlieferungen und Praktiken, die sich über Raum und…
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