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Chinesische Mauer
Geisteswissenschaft im DialogDiskussion

China zwischen Expansion und Abschottung

10.03.2022

 

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Es diskutierten:

Dr. Anna Lisa Ahlers
Leiterin der Lise-Meitner-Forschungsgruppe „China in the Global System of Science“ am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte

Prof. Dr. Hans van Ess
Professor für Sinologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München und Präsident der Max Weber Stiftung

Prof. Dr. Dr. Nele Noesselt
Professorin für Professorin für Politikwissenschaft und Politik Ostasiens/Chinas, Universität Duisburg-Essen

Prof. Dr. Thomas O. Höllmann
Sinologe, Präsident der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Vizepräsident der Akademienunion

Prof. Dr. Genia Kostka
Professorin für die Politik Chinas, Freie Universität Berlin

Moderation: Astrid Freyeisen
Redaktionsleiterin Wirtschaft und Soziales, Bayerischen Rundfunk

Die Geschichte Chinas lässt sich auf vielfältige Weise gliedern. Die traditionelle Geschichtsschreibung teilt sie in Kaiserdynastien auf, die einander ablösten. Diese Gliederung entspricht einem zyklischen Verständnis der Geschichte, in denen Phasen der Einheit des Reiches und der politischen Zersplitterung aufeinander folgten – ein Wechselspiel zwischen Ordnung und Chaos.

Eine andere Unterscheidung folgt dem regelmäßigen Wechsel zwischen Epochen, in denen die Hinwendung nach außen im Vordergrund stand, und Perioden, in denen der Kaiserhof Selbstgenügsamkeit diktierte. Die Blütezeit der Tang-Dynastie etwa wird landläufig mit einer großen kulturellen Offenheit in Verbindung gebracht und auch zu anderen Zeiten standen fremde Kulturen und der Austausch mit diesen immer wieder hoch im Kurs.

Beispiele der Abschottung hingegen sind die abrupte Abkehr von den großen See-Expeditionen der Ming-Dynastie im 15. Jahrhundert, die berühmt gewordene Absage des Qianlong-Kaisers an den Handel mit England Ende des 18. Jahrhunderts und die Zeit der Kulturrevolution, in der es so gut wie keine Kontakte mit dem Ausland gab.

Heute kann man den Eindruck gewinnen, dass die Regierung unter Xi Jinping die beiden eigentlich nicht zu vereinbarenden Herangehensweisen der Expansion und Abschottung gleichzeitig verfolgt: Die auf ökonomische Vernetzung abzielende „Neue Seidenstraße“ ebenso wie den ausländische Medien aussperrenden „großen Feuerwall“; eine aktive Propagierung chinesischer Kultur nach außen und ein zunehmend rigides Vorgehen gegen vermeintlich schädliche ausländische Kultureinflüsse im Inneren; oder die ständige Betonung einer Fortsetzung der Öffnungs- und Reformpolitik und die gleichzeitige Ankündigung, einen doppelten Wirtschaftskreislauf zu fördern, mit  klarem Fokus auf mehr inländischer Innovation, Produktion und Nachfrage, um so die wirtschaftliche Unabhängigkeit zu stärken.

Das Podium diskutierte u. a. zu folgenden Fragen:

Wie reflektiert China seine eigene Vergangenheit? Ist der Blick auf die lange Geschichte des Landes überhaupt hilfreich, um die Entwicklungen im heutigen China zu erklären? Können Ansätze, die auf einen zyklischen Verlauf der chinesischen Geschichte zurückgreifen, gegenwärtige Entwicklungen begründen, oder folgen sie einem überholten Verständnis Chinas als der „anderen“ Kultur mit einer grundverschiedenen Geschichte?

Wie wird sich die Corona-Pandemie auf die Tendenzen der Abschottung und Entkopplung vom Ausland in China auswirken? Kann der von der Regierung propagierte doppelte Wirtschaftskreislauf überhaupt funktionieren? Wir wirkt sich der Balanceakt zwischen Öffnung und Kontrolle auf die digitale Transformation des Landes aus? Wie ist es um die Wissenschaft in China und im globalen Kontext bestellt, und welche Auswirkungen haben die aktuellen wissenschaftspolitischen Entwicklungen auf künftige Kooperationen?


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Kontakt

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Leiterin Berliner Büro
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