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links Handschrift, rechts Archivregal mit Kartons
Zahl der Woche

650 Kartons Grundlagenforschung zu lateinischen Inschriften

Kalenderwoche 41

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Das „Corpus Inscriptionum Latinarum“ (CIL) stellt die umfassendste Dokumentation und Edition antiker lateinischer Inschriften dar und ist ein Langzeitvorhaben der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Es wurde 1853 durch den Historiker und Juristen Theodor Mommsen begründet. Im Archiv des CIL befinden sich 650 Kartons gefüllt mit sogenannten Scheden.

Der Begriff „Schede“ kommt vom lateinischen scheda und bezeichnet einen Streifen der Papierstaude, übertragen ein Blatt Papier. Im CIL sind Scheden meist annähernd DIN A5 große Blätter, auf denen alle Informationen zu einer Inschrift zusammengetragen wurden: ältere Editionen, Maße, abweichende Lesungen etc. Die jeweils erste und oft auch einzige Schede zu einer Inschrift ist die Druckvorlage, wie sie dem Setzer vorlag.

Die Scheden im Archiv des CIL stammen fast alle aus der Zeit zwischen 1853 und dem Ersten Weltkrieg, als das Ziel, alle lateinischen Inschriften der römischen Antike systematisch zu veröffentlichen, einen ersten Abschluss gefunden hatte. Mit der Edition der Inschriften sind die Scheden allerdings nicht obsolet geworden. Vielmehr enthalten sie zahlreiche Informationen, die im CIL nicht berücksichtigt und gedruckt wurden. Oft haben die Bearbeiter des späten 19./frühen 20. Jahrhunderts Zeichnungen der Inschriften angefertigt, nicht selten die einzige Überlieferung eines antiken Monuments. Bisweilen hängen Korrespondenzen an, die das epigraphische Netzwerk der Zeit abbilden. Die Scheden sind ein Herzstück der Grundlagenforschung zu lateinischen Inschriften, zugleich ein zentraler Bestand preußischer Wissensgeschichte. Die 650 Kartons sind bis heute weder systematisch durchgesehen noch erschlossen. Für die Arbeit mit lateinischen Inschriften und die Wissenschaftsgeschichte stellen die Scheden des CIL einen noch ungehobenen Schatz dar.