Worüber wir sprechen, wenn wir über Zionismus sprechen. Der Zionismus – Feind oder Bruder des „Globalen Südens“?
Podiumsdiskussion
26.06.2024
Mainz
AdWL Mainz
19:00 Uhr
Ein Problem der gegenwärtigen Diskussion vor dem Hintergrund des Überfalls der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023, des Krieges im Gazastreifen und des Nahostkonfliktes ist die unreflektierte Verwendung des Begriffs des Zionismus. Dieser wird im Kontext der Dekolonialisierung des sogenannten »Globalen Südens« als kolonialistische, im Namen universaler Gleichheit und Emanzipation zu überwindende Ideologie gebrandmarkt, womit oftmals antisemitische Narrative fortgeschrieben werden. Dabei wird übersehen, dass der Zionismus nicht nur Berührungspunkte mit postkolonialen Theorien besitzt, sondern sie zu einem großen Teil inspiriert hat, sich nicht wenige seiner Vertreter der inhärenten kolonialen Versuchung bewusst waren.
Worum es im Rahmen dieser Podiumsdiskussion geht, ist, das Erbe der zionistischen Ideen und Bewegungen in ihrer Vielfalt zu würdigen, ebenso wie die dialogischen Ansätze, die ihre Hoffnung insbesondere auf eine jüdische Emanzipation zusammen mit der Emanzipation anderer Gruppen des zerfallenen osmanischen Reichs gründeten. Eine historische Perspektive sollte den Zionismus nicht als den kolonialistischen Widersacher des »Globalen Südens«, sondern als mit ihm verschränkt betrachten. Debattiert werden muss über die Versöhnung universalistischer und identitärer Ansprüche, die sich der Zionismus auf die Fahne geschrieben hat und die ihn mit postkolonialen Projekten bis heute verbindet.
In Dialog gebracht werden jüdische Autoren aus der Frühzeit des Zionismus wie Franz Baermann Steiner, aus dessen Werk der Regisseur & Schauspieler Stéphane Bittoun liest, mit Autor*innen, die sich mit aktuellen Debatten befassen wie Ronya Othmann und Doron Rabinovici. Der Zionismus war nicht zuletzt auch eine poetische Bewegung: nämlich der Selbsterfindung im Fremden, Unentdeckten.
Eintritt frei, Anmeldung erforderlich
Die Veranstaltung findet im Rahmen des Wissenschaftsjahr 2024 unter der Überschrift PERSPEKTIVE: FREIHEIT statt.
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