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Vortrag

Maciej Górny: „Gegen die temporäre Wahrheit“: Ostmitteleuropäische Wissenschaftler im Dialog mit deutschen Rassentheorien

11.11.2025

18:00 Uhr
Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig
Karl-Tauchnitz-Straße 1
04107 Leipzig

Das Projekt zur Geschichte der Societas Jablonoviana lädt für den 11. November im Rahmen der 13. Jabłonowski-Vorlesung Herrn Prof. Dr. Maciej Górny (Warschau) zu einem Gastvortrag in die Akademie ein. Interessierte Besucherinnen und Besucher sind herzlich willkommen.

Prof. Dr. Maciej Górny ist Historiker und Vizedirektor des Tadeusz Manteuffel-Instituts für Geschichte der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Warschau. Er forscht zur Geschichte Mittel- und Osteuropas im 19. und 20. Jahrhundert sowie zur Wissenschaftsgeschichte. Zu seinen wichtigsten Publikationen zählen "Wielka Wojna profesorów. Nauki o człowieku (1912–1923)" [Der große Krieg der Professoren. Wissenschaften vom Menschen (1912-1923)], 2014 (engl. 2019, russ. 2021) sowie – gemeinsam mit Włodzimierz Borodziej – die zweibändige Geschichte des „langen“ Ersten Weltkriegs in Mittel- und Osteuropa (Nasza wojna [Unser Krieg], 2014–18, dt. 2018, engl. 2021/23).

Vortrag: „Gegen die temporäre Wahrheit“: Ostmitteleuropäische Wissenschaftler im Dialog mit deutschen Rassentheorien
Wie reagierten ostmitteleuropäische Wissenschaftler Anfang des 20. Jahrhunderts auf die rassistischen Theorien, die den akademischen Diskurs prägten? Der Vortrag beleuchtet die Laufbahnen von Forschern wie Mateusz Mieses, Erwin Hanslik und Jan Czekanowski, die in deutschsprachigen akademischen Kreisen tätig waren. Sie beschäftigten sich mit Rassenanthropologie, Anthropogeographie und Ethnologie – und standen zugleich im Spannungsfeld dominierender Rassentheorien. Ihre Haltungen waren vielschichtig: kritisch, ambivalent, ironisch und zugleich proaktiv – stets mit dem Anspruch, Fehlentwicklungen der Rassentheorien zu korrigieren. Für diesen Mut, gegen die „temporäre Wahrheit“ ihrer Disziplinen aufzutreten, mussten sie persönliche und berufliche Konsequenzen tragen. Besonderes Augenmerk gilt ihrer komplizierten Beziehung zum deutschsprachigen akademischen Milieu. Als Angehörige ethnischer und kultureller Minderheiten – Juden, Polen, slawischstämmige Österreicher – waren sie akademischen Vorurteilen ausgesetzt, blieben jedoch nicht völlig immun gegen den Einfluss der Rassentheorien, die sie zugleich bekämpften.

Die Reihe "Jabłonowski-Vorlesung" wurde auf Initiative des Polnischen Instituts Berlin, Filiale Leipzig in Zusammenarbeit mit der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Warschau und der Societas Jablonoviana e.V. 2013 ins Leben gerufen. Sie findet jährlich am 11. November statt, am polnischen Nationalfeiertag, anlässlich der Wiedererlangung der Unabhängigkeit Polens 1918. Im Rahmen der Jabłonowski-Vorlesung werden die neusten Entwicklungen und Innnovationen in den polnischen Natur- und Geisteswissenschaften vorgestellt.


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