Dialekt - Zwischen Kulturerbe und Klischee
Podiumsdiskussion
Wer Dialekt spricht, bewegt sich mitunter auf dünnem Eis. Zwar wird eine regionaltypische Sprechweise aufgrund ihrer Lebendigkeit und unverkrampften Verbindlichkeit geschätzt. Zugleich begegnet sie aber dem Vorurteil des Ungebildeten, Rückständigen und Unkultivierten: Dialektsprecherinnen und Dialektsprecher werden im Schulunterricht vom Lehrer „korrigiert“ und ziehen in Bewerbungsgesprächen häufig den Kürzeren. Personen des öffentlichen Lebens werden zur Zielscheibe für Satire-Sendungen, wenn sie vor der Kamera Antworten geben, die ihre regionale Herkunft erkennen lassen. Nichtsdestoweniger sind Dialektismen als sprachliche Identitätsmarker – ebenso wie am Brauchtum orientierte Verhaltensweisen – gerade in der jüngeren Generation wieder stärker im Trend. Man trägt Lederhosn und Dirndl, wenn man auf Volksfeste wie die Wiesn geht. Der Bayerische Rundfunk bedient das traditionelle Genre durch einen eigenen Heimatsender, Volksmusikabende, Talkrunden in Mundart sowie vorabendliche Seifenopern im bairischen Dialekt. Unter Jugendlichen sind Grußformeln der älteren Generationen angesagt: „Habe d’Ehre“, „Servus“ und „Griaß Gott beisammen!“. Festzustellen ist also eine zwiespältige Resonanz des Dialekts im öffentlichen Raum: Einerseits gilt er als schützenswerter Schatz des kulturellen Erbes einer Region. Andererseits begegnet er prestigemindernden Stereotypen, die ihn sowie seine Sprecherinnen und Sprecher diskriminieren. Dies wirft Fragen auf: Welche Zukunft hat der Dialekt innerhalb des Spannungsfelds zwischen Kulturerbe und Klischee? Was können Wissenschaft, Medien und Politik zur Bewahrung und Stärkung des Dialekts in der Gesellschaft des 21. Jahrhunderts beitragen? Warum ist es für eine Gesellschaft wichtig, dass sprachliche Vielfalt erhalten bleibt? Diese und andere Fragen werden in einer öffentlichen Podiumsdiskussion beleuchtet, die im Rahmen der 15. Bayerisch-Österreichischen Dialektologentagung an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften stattfindet.
Ort: Bayerische Akademie der Wissenschaften, Plenarsaal, 1. Stock, Alfons-Goppel-Straße 11, 80539 München
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