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Pressemitteilung

Länger und gesünder leben – Akademien formulieren Empfehlungen für die Weiterentwicklung der Gesundheitsförderung in Deutschland und den Umgang mit globalen Herausforderungen

13-2015

16.06.2015

 

Pressemitteilung (PDF)

Im Bereich Public Health – der bevölkerungsweiten Förderung von Gesundheit und Prävention von Krankheiten – sind in den vergangenen Jahrzehnten große Erfolge erzielt worden: Das Zurückdrängen von HIV, der Kampf gegen Herz-Kreislauferkrankungen und der Nichtraucherschutz sind drei Beispiele. Um die Potenziale von Public Health noch besser auszuschöpfen, braucht es in Deutschland weitere politische Unterstützung, die Weiterentwicklung der Forschungsstrukturen und ein stärkeres internationales Engagement. Darauf weisen die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina, acatech ─ Deutsche Akademie der Technikwissenschaften und die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften in der heute veröffentlichten gemeinsamen Stellungnahme „Public Health in Deutschland ─ Strukturen, Entwicklungen und globale Herausforderungen“ hin.

Public Health ist die Wissenschaft und Praxis der Vorbeugung von Krankheiten und der Verlängerung der Lebensdauer und Verbesserung der Lebensqualität in der gesamten Bevölkerung. Der Begriff umfasst allgemein die Förderung der Gesundheit mithilfe übergreifender, organisierter Maßnahmen auf allen Ebenen der Gesellschaft. Forschungsfragen und Maßnahmen der Public Health betreffen alle Sektoren des Gesundheitssystems, das Bildungs- und die Sozialsysteme sowie Bereiche der Wirtschaft. In Deutschland gibt es zu verschiedenen Aspekten der Public Health hervorragende Forschung. Die Strukturen in Forschung, Lehre und Praxis sind aber bisher nicht optimal entwickelt, insbesondere vor dem Hintergrund der großen internationalen Herausforderungen. In der Stellungnahme „Public Health in Deutschland“ formulieren die Akademien Empfehlungen wie der Bereich in Deutschland weiterentwickelt werden kann:

(1)    Im Bereich Aus- und Weiterbildung empfehlen die Akademien unter anderem eine bessere Zusammenarbeit von Public-Health-Forschung, dem Öffentlichen Gesundheitsdienst, Public-Health-Praktikern und der Öffentlichkeit, eine bundesweite Koordination von Berufsbildungszielen, interdisziplinäre Ausbildungen, neue Karrierewege im Bereich Public Health sowie die Aufnahme von Elementen aus Public Health in die Curricula aller medizinischer Berufe. Die Berufsgruppen im Bereich Public Health sollten für die Berufswahl attraktiver werden und mehr Wertschätzung erhalten.

(2)    Die Qualität und die Interdisziplinarität der Forschung muss verbessert werden. Weiterhin empfehlen die Akademien eine Forschungsagenda, um politische Maßnahmen sowie Programme zur Verbesserung der Gesundheit zu entwickeln und die Gesundheitssysteme zu stärken. Insbesondere um die Wirkungen von Public-Health-Maßnahmen zu untersuchen, soll das bisher nicht ausreichend ausgewertete Potenzial von Kohortenstudien und randomisierten Studien genutzt werden. Die Akademien empfehlen, Gesetzesvorhaben zum Datenschutz national und in der EU daraufhin zu überprüfen, ob hierbei neue vermeidbare Hürden für die Gesundheitsforschung entstehen könnten.

(3)    Zur Umsetzung der Forschungsergebnisse in die Praxis empfehlen die Akademien einen öffentlichen Dialog sowie insbesondere den Aufbau strategischer Beziehungen zwischen der Wissenschaft, dem Öffentlichen Gesundheitsdienst, Politik, Gesundheitswirtschaft und Zivilgesellschaft. Dieses Engagement sollte sich auch auf die Ebene der EU und auf die weltweite Zusammenarbeit im Bereich Global Health erstrecken.

(4)    Die Akademien zeigen vier Optionen für strukturelle Reformen auf, um Public Health in Deutschland zu stärken: Ein Netzwerk mit wettbewerbsorientierter Finanzierung, eine virtuelle Koordinierungsstelle, ein Public-Health-Institut oder die Steuerung aller Aktivitäten in diesem Bereich durch ein Zentrum für Public und Global Health.

Die Stellungnahme Public Health in Deutschland ist das Ergebnis einer interdisziplinären Arbeitsgruppe, an der Wissenschaftler aus Deutschland, der Schweiz, Frankreich, den Niederlanden und dem Vereinigten Königreich beteiligt sind. Die Experten kommen aus allen Bereichen von Public Health, unter anderem aus den Wirtschaftswissenschaften, den Sozialwissenschaften, den medizinischen Fächern wie Infektionsforschung und Genetik sowie aus der Versorgungsforschung und der Forschung zu globalen Gesundheitsfragen.

Public Health in Deutschland ─ Strukturen, Entwicklungen und globale Herausforderungen. Stellungnahme der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften, der acatech - Deutsche Akademie der Technikwissenschaften und der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften, 82 S., ISBN: 978-3-8047-3345-9

Die Stellungnahme, Zusatzmaterialien und eine für die Stellungnahme beauftragte bibliometrische Studie sind ab dem 16. Juni 2015 frei zugänglich unter:
www.leopoldina.org/de/public-health
www.acatech.de
www.akademienunion.de

Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina, acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften und die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften unterstützen Politik und Gesellschaft unabhängig und wissenschaftsbasiert bei der Beantwortung von Zukunftsfragen zu aktuellen Themen. Die Akademiemitglieder und weitere Experten sind hervorragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem In- und Ausland. In interdisziplinären Arbeitsgruppen erarbeiten sie Stellungnahmen, die nach externer Begutachtung vom Ständigen Ausschuss der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina verabschiedet und anschließend in der Schriftenreihe zur wissenschaftsbasierten Politikberatung veröffentlicht werden. Für das Projekt „Public Health in Deutschland“ hat die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina die Federführung übernommen. www.leopoldina.org
www.acatech.de
www.akademienunion.de

 

Ansprechpartnerin:
Caroline Wichmann, Leiterin der Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina
Tel: +49 (0)345 472 39-800
presse@leopoldina.org

Weitere Ansprechpartnerinnen:
Dr. Katrin Simhandl, Bereichsleiterin Kommunikation
acatech - Deutsche Akademie der Technikwissenschaften
Tel: +49 (0)30 20 63 09 6-40
simhandl@acatech.de

Dr. Annette Schaefgen, Leiterin der Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Union der deutschen Akademien der Wissenschaften
Tel: +49 (0)30 325 98 73-70
schaefgen@akademienunion-berlin.de


Kontakt

Dr. Annette Schaefgen
Leiterin Berliner Büro
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit


030 / 325 98 73 70
annette.schaefgen@akademienunion.de