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Pressemitteilung

Englisch in der Wissenschaft. Bedroht die Einsprachigkeit die Vielfalt und Qualität von Wissenschaft und Forschung?

01-2015

20.01.2015

 

Pressemitteilung (PDF)

Die Podiumsdiskussion der Veranstaltungsreihe "Geisteswissenschaft im Dialog" findet am 6. Februar 2015 ab 18:30 Uhr in der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig statt und widmet sich der Frage nach der Rolle der englischen Sprache in der Wissenschaft.

Die viel beschworene und von der Politik mit Blick auf die Zukunftsfähigkeit Deutschlands geforderte "Internationalisierung" der deutschen Universitäten ist in den letzten Jahren mit einer zunehmenden Reduzierung der existierenden Sprachenvielfalt einhergegangen. Die englische Sprache dominiert in Vorträgen und Veröffentlichungen. Nur noch 1 % der naturwissenschaftlichen Publikationen erscheinen auf Deutsch (Quelle: Ulrich Ammon, 2010 F&L).

Zahlreiche Studiengänge werden bereits ausschließlich auf Englisch durchgeführt. Als eine Folge sind immer weniger Schüler bereit, mehr als eine Fremdsprache zu lernen. Angesichts dieser Entwicklung verfassten die deutschen Wissenschaftsorganisationen einerseits und der Europäische Rat andererseits in der jüngsten Vergangenheit Appelle, die Mehrsprachigkeit in der Wissenschaft zu bewahren und zu befördern. Eine einzige "Lingua franca" bietet zwar viele Vorteile: Sie gewährleistet die Verständigung zwischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern verschiedener Nationen und zwingt sie dazu, komplexe Sachverhalte auf ein allgemeinverständliches Maß zu komprimieren. Sprachliche Barrieren werden abgebaut. Und schließlich gab es in der Geschichte immer eine wissenschaftliche Verständigungssprache: Zuerst Griechisch, dann Latein, in der Neuzeit Französisch und heute Englisch.

Die Befürworter der Mehrsprachigkeit verweisen umgekehrt aber auf ähnlich überzeugende Argumente: Die Einfachheit des in der Realität verwendeten "Pidgin-Englisch" erlaube gar keine angemessene Kommunikation komplexer wissenschaftlicher Sachverhalte. Die länderspezifischen Traditionen gingen außerdem zwangsläufig verloren, wenn ihre Sekundärliteratur nicht mehr gelesen werde. Mehrsprachigkeit könne hingegen für Interkulturalität sensibilisieren.

Wohin wird sich die wissenschaftliche "Community" bewegen? Kehren wir ins Mittelalter zurück, indem nun zwar nicht mehr Latein, dafür aber Englisch gesprochen wird? Können wir aus historischen Entwicklungen Lehren für heute ziehen? Welche Vor- und Nachteile hat eine Einheitssprache in einer multipolaren Welt? Kommt eine kritische Begriffsbildung nicht erst durch den schwierigen Übersetzungsprozess zustande? Was sollte zukünftigen Wissenschaftlergenerationen geraten werden? Zu einer Diskussion dieser und weiterer Fragen laden wir Sie herzlich ein. Ein Umtrunk im Anschluss gibt Gelegenheit zu weiterem Gedankenaustausch und Nachfragen.

Über diese Fragen diskutieren: Dr. Jens Boysen, Deutsches Historisches Institut Warschau, Max Weber Stiftung, Prof. Dr. Dr. h. c. Evamarie Hey-Hawkins, Universität Leipzig, Prof. Dr. Jürgen Jost, Max-Planck-Institut für Mathematik in den Naturwissenschaften, Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, Prof. Dr. Jürgen Trabant, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften und Prof. Dr. Gisela Trommsdorff, Universität Konstanz.

Es moderiert Dr. Ulrike Burgwinkel (Deutschlandfunk).

Der Eintritt ist frei, die Plätze sind jedoch begrenzt. Um Anmeldung bei Herrn Denis Walter unter walter@maxweberstiftung.de wird gebeten. Mehr Informationen zur Podiumsdiskussion und zu den Referentinnen und Referenten finden Sie auf www.geisteswissenschaft-im-dialog.de


Kontakt

Dr. Annette Schaefgen
Leiterin Berliner Büro
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit


030 / 325 98 73 70
annette.schaefgen@akademienunion.de