Bildung: Zwischen Humanismus und Ökonomie
21-2015
01.12.2015
Die Podiumsdiskussion der Veranstaltungsreihe „Geisteswissenschaft im Dialog“ findet am 10. Dezember 2015 um 18:30 Uhr in der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste in Düsseldorf statt und widmet sich dem Thema Bildung.
Bonn/Berlin/Düsseldorf, den 1. Dezember 2015 – Wilhelm von Humboldt entwarf ein Bildungsideal, das die Vervollkommnung des Menschen in den Mittelpunkt stellte. Es sollte in der Entfaltung der Persönlichkeit münden, ohne dass damit noch ein weiteres, darüber hinausreichendes Ziel intendiert war. Spätestens seit der Bologna-Reform und dem Wunsch, die Berufsfähigkeit bereits nach drei oder vier Jahren durch einen Bachelor zu gewährleisten, ist die Bildungsdiskussion in einer Diskussion über Ausbildung aufgegangen: Den Wunsch einen sicheren Beruf, ein höheres Einkommen und sozialen Aufstieg zu erreichen, stehen seitdem gänzlich im Mittelpunkt der Bildungsdebatte.
Der Trend, die „employability“ als Ziel der Bildung zu betrachten, ohne Beachtung der humboldtschen Tradition, ist besonders in den Forderungen der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) zu erkennen. Sie empfiehlt die generelle Erhöhung der Akademikerquoten mit dem Hinweis, dass die Arbeitslosenrate unter Akademikern besonders gering sei. Auch die Wirtschaft sieht in der stärkeren Ausrichtung auf die Arbeitsmarktfähigkeit eine positive Entwicklung und begründet dies u. a. mit der immer weiter steigenden Komplexität der Berufe und der internationalen Konkurrenz. Möchte man Europa aber mit anderen Weltregionen vergleichen, muss man auf die unterschiedlichen Ausgangslagen achten. Indien beispielsweise befindet sich in einer ganz anderen wirtschaftlichen und sozialen Lage als Deutschland oder Frankreich. Denn während die meisten europäischen Länder damit zu kämpfen haben, dass Akademiker keinen Beruf ausüben können, der ihrem Bildungsstand entspricht, versuchen Länder wie Indien ihren sehr niedrigen Anteil an Akademikern zu erhöhen. Bildungsziele müssen demnach zwar unter Berücksichtigung des internationalen Vergleichs, aber auch der speziellen Bedürfnisse von Gesellschaften formuliert werden.
Generell ist jedoch auch zu fragen, ob die Konzentration auf die Bedürfnisse von Unternehmen förderlich für die gesellschaftliche Entwicklung ist. Ist Bildung tatsächlich mit Berufsfähigkeit gleichzusetzen? Welche Rolle spielen Globalisierung und internationale Vernetzung für diese Fragen? Welche Vor- und welche Nachteile hat das derzeitige Bildungssystem und wie könnte es optimiert werden?
Diskutanten
Prof. Dr. Andreas Gestrich, Deutsches Historisches Institut London, Max Weber Stiftung
Prof. Dr. Justus Haucap, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorfer Institut für Wettbewerbsökonomie (DICE), Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaftenund der Künste
Prof. Dr. Hans-Joachim Roth, Universität zu Köln
Moderation: Andrea Lueg, Deutschlandfunk/WDR 5
Der Eintritt ist frei. Um Anmeldung unter gid@maxweberstiftung.de wird gebeten. Mehr Informationen zur Podiumsdiskussion und zu den Referentinnen und Referenten finden Sie auf www.geisteswissenschaft-im-dialog.de
Veranstaltungsort
Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste
Palmenstraße 16
40217 Düsseldorf
Hintergrund
Geisteswissenschaft im Dialog ist eine gemeinsame Veranstaltungsreihe der Max Weber Stiftung – Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland und der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften. Schirmherrin ist die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Prof. Dr. Johanna Wanka.
Die Max Weber Stiftung – Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland ist eine bundesunmittelbare Stiftung des öffentlichen Rechts. Sie fördert die Forschung mit Schwerpunkten auf den Gebieten der Geistes- , Sozial- und Kulturwissenschaften und forscht dezentral. Derzeit unterhält sie zehn Institute mit Standorten in Beirut, Istanbul, Kairo, London, Moskau, Neu-Delhi, Paris, Rom, Tokio, Warschau und Washington. Mit ihren weltweit tätigen Instituten leistet die Max Weber Stiftung einen wesentlichen Beitrag zur Verständigung und Vernetzung zwischen Deutschland und den Gastländern bzw. -regionen. Indem sie sowohl den Dialog der Fachkulturen fördert als auch Beschäftigte aus verschiedenen Ländern mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen zusammenbringt, verstärkt sie die Internationalisierung der Forschung in den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften.
Die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften ist die Dachorganisation von acht Wissenschaftsakademien. Sie vereint mehr als 1.900 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen, die zu den national und international herausragenden Vertretern ihrer Disziplinen gehören. Gemeinsam engagieren sie sich für wissenschaftlichen Austausch, exzellente Forschung und Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften koordiniert mit dem Akademienprogramm das derzeit größte geistes- und kulturwissenschaftliche Forschungsprogramm der Bundesrepublik Deutschland. Darüber hinaus organisiert die Akademienunion gemeinsame Veranstaltungen ihrer Mitgliedsakademien (u. a. den Akademientag) und beteiligt sich an der wissenschaftsbasierten Gesellschafts- und Politikberatung.
Die Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste ist eine Vereinigung der führenden Forscherinnen und Forscher des Landes und die Heimat von 16 wissenschaftlichen Forschungsvorhaben. Sie wurde 1970 als Nachfolgeeinrichtung der Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen gegründet. Zu ihren Aufgaben gehört es, die Landesregierung in Fragen der Forschungsförderung zu beraten und wissenschaftliche Forschung anzuregen, aber auch in gesellschaftlich relevanten Fragen wissenschaftlich gestützte Argumente und Entscheidungshilfen anzubieten. In der Akademie pflegen die Mitglieder den wissenschaftlichen Gedankenaustausch und unterhalten enge Kontakte zu anderen wissenschaftlichen Einrichtungen im In- und Ausland. Die Akademie ist in drei wissenschaftliche Klassen für Geisteswissenschaften, für Naturwissenschaften und Medizin sowie für Ingenieur- und Wirtschaftswissenschaften und in eine Klasse der Künste gegliedert. 2006 wurde zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses das Junge Kolleg gegründet, in das bis zu 30 herausragende junge Wissenschaftler aller Fachrichtungen für vier Jahre berufen werden können. In regelmäßigen öffentlichen Veranstaltungen bietet die NRW-Akademie eine Plattform für den Wissenstransfer und den Dialog zwischen Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit.
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