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Eine Frau
Kurzinterview

Kurz nachgefragt... bei Prof. Dr. Mirjam Schmuck

Dezember 2020

 

Zum Forschungsprojekt „Digitales Familiennamenwörterbuch Deutschlands“

Zum Newsletter 5 | 2020

Prof. Dr. Mirjam Schmuck ist seit Oktober 2020 Akademieprofessorin für „Historische Linguistik“ an der Technischen Universität Darmstadt. Davor war sie Juniorprofessorin für Historische Sprachwissenschaft mit dem Schwerpunkt Onomastik an der Universität Mainz in Kooperation mit der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur. Als Spezialistin auf dem Gebiet der Namenforschung ist sie im Akademienprojekt „Das Digitale Familiennamenwörterbuch Deutschlands“ (DFD) tätig, welches 2012 gestartet ist, und erstmals den kompletten Grundbestand der derzeit in Deutschland vorkommenden Familiennamen lexikographisch erfasst, kartiert und etymologisiert.

 

Sie sind Mitarbeiterin im Akademievorhaben „Digitales Familiennamenwörterbuch Deutschlands“ (DFD). Wie können wir uns einen gewöhnlichen Arbeitstag von Ihnen in diesem Projekt vorstellen?

Die Hauptaufgabe besteht in der Erstellung und Redaktion der Namenartikel. Zielvorgabe sind für jede/n von uns neun Namenartikel pro Tag, damit am Ende der Projektlaufzeit wie geplant ca. 200.000 Namenartikel im Wörterbuch verfügbar sind. Knapp 45.000 Namen sind aktuell publiziert, monatlich kommen 800 dazu. Nebenbei erstellen wir sog. Thematische Informationen, das sind Zusatzinformationen z.B. zur Funktion und Verbreitung von Diminutiven (Verkleinerungsformen) in Familiennamen oder zu fremdsprachigen Namensystemen (z.B. türkische, japanische Familiennamen). Außerdem haben wir häufiger Anfragen für Radio-/Fernsehinterviews. Das betrifft dann nicht nur Familiennamen, sondern auch mal Vor- oder sogar Tiernamen. Wir hatten auch schon Anfragen von Ämtern, die die Anzahl der Namenträger*innen pro Buchstabe wissen wollten, um die Anzahl der jeweiligen Bearbeiter*innen zu berechnen. Im Moment sind auch wir im Home-Office, die Umstellung hat überraschend gut funktioniert, auch Praktikant*innen haben wir schon digital betreut.

Im Oktober wurden Sie zur Akademieprofessorin für „Historische Linguistik“ im Fachbereich Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften der Technischen Universität Darmstadt berufen. Was zeichnet Ihrer Ansicht nach diese spezielle Form der Kooperation zwischen Akademie und Universität aus?

Ich bin gleich an zwei Institutionen angebunden und entsprechend gut vernetzt. Die Mainzer Akademie bietet ein ideales, interdisziplinäres Forschungsumfeld und man kann wertvolle Erfahrungen bei der Co-Leitung eines großen Akademievorhabens mit vielen Mitarbeiter*innen und Hilfskräften sammeln. Gleichzeitig bin ich an die TU Darmstadt angebunden, wo ich regelmäßig lehre. Im aktuellen Wintersemester leite ich ein Seminar zu Personennamen, im Sommersemester wird es ein Seminar zur historischen Textlinguistik sein. Durch den Schwerpunkt digitale Linguistik eröffnen sich für mich an der TU auch neue Perspektiven für zukünftige Forschungsprojekte.

Gibt es einen Namen aus dem DFD, der Sie besonders lange beschäftigt und/oder begeistert hat und wenn ja, warum?

Da gibt es viele. Wir stolpern regelmäßig über kuriose Namen wie Biernot, Fleischfresser, Grill, Rakete, Namendorf, selbst Corona kommt als Familienname vor. Als besonders kompliziert zu deuten entpuppen sich aber dann oft ganz unscheinbare Namen wie Hahn, Mohr, Rösel – alle drei gehören zu unseren derzeitigen Rekordhaltern mit jeweils zehn Deutungsmöglichkeiten, im Durchschnitt sind es zwei, bei Corona immerhin acht Bedeutungskonkurrenzen.


Kontakt

Dr. Annette Schaefgen
Leiterin Berliner Büro
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit


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annette.schaefgen@akademienunion.de