Schon gewusst ... dass in einem frühneuzeitlichen Gerichtsarchiv nicht nur Akten, sondern auch Objekte aufbewahrt wurden?
Neben den Schriftstücken aus Kapergerichtsprozessen (sog. Prize Papers) der Frühen Neuzeit, die im britischen Nationalarchiv in London lagern, finden sich heute noch zahlreiche Objekte, die im Zuge der Schiffskaperungen konfisziert und nach den Gerichtsprozessen verwahrt wurden.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Forschungsprojekts „Prize Papers“, ein Vorhaben der Niedersächsischen Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, das über das Akademienprogramm finanziert wird, stoßen fast täglich auf diese kleinen, historischen Kostbarkeiten. Schlüssel, Schleifinstrumente oder Spielkarten, Glasperlen oder Ringe wurden damals in Briefe gelegt, die nie ankamen und bis heute verschlossen im Archiv lagern. Auch Haarsträhnen, die früher ein Ausdruck einer Liebesbekundung waren, Blumensamen, die immer noch austreiben, bunte Stoffproben, die sich Händler über die Weltmeere schickten, sind Zeitzeugen längst vergangener Tage. Sie wurden den ursprünglichen Besitzern buchstäblich aus der Hand gerissen. Doch hätte es die Kaperungen nicht gegeben, wären diese Sachquellen nicht erhalten geblieben. Nun lassen diese Artefakte Rückschlüsse auf den globalen Handel, den Kolonialismus, aber auch auf den frühneuzeitlichen Alltag zu.
Zehn Fotografien außergewöhnlicher Funde wurden in den National Archives in London ausgestellt und können dauerhaft in einer kleinen Online-Ausstellung auf der Homepage des Projekts besichtigt werden. Im November wird es im Rahmen des Akademientages in Berlin eine große Ausstellung zu diesen besonderen Objekten der Welt vor 300 Jahren geben.