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Schon gewusst ...?

Schon gewusst … dass die Meuterei auf der Bounty die Forschungen eines Wissenschaftlers verzögerte?

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Am 28. April 1789 meuterte die Besatzung des britischen Expeditionsschiffs Bounty. Ein Ereignis, das Hollywood Stoff für einen Film mit Marlon Brando bescherte, für einen namhaften Forscher aber nichts als Ärger brachte. 

Der Göttinger Professor Johann Friedrich Blumenbach (1752–1840) hatte 1775 den Menschen erstmals als biologisch definierbare Tierart beschrieben. Alle Menschen gehörten demnach einer einzigen Spezies an und waren in jeder Hinsicht gleichwertig. Unterschiede im Aussehen verschiedener Völker in aller Welt sah er als bloß oberflächliche Varianten an. Ende des 18. Jahrhunderts war das revolutionär.

Um 1785 begann Blumenbach, neues anatomisches Belegmaterial für seine Theorie zu sammeln. Beson­ders eigneten sich dafür Knochen, die unter den Bedingungen des 18. Jahrhunderts gut zu transportieren waren. Blumenbach interessierte sich vor allem für den komplexesten Teil des Skeletts: den Schädel. Was ihm fehlte, war ein Exemplar aus dem pazifisch-australischen Raum. Hoffnung auf solch einen Schädel machte eine britische Expedition in die Südsee: Captain William Bligh sollte ihn mit der Bounty mitbringen.

Durch die Meuterei zerschlug sich diese Hoffnung. Erst 1794 erhielt Blumenbach das für seine Forschungen so wichtige letzte Puzzleteil, mitgebracht von einer weiteren Reise unter Blighs Leitung. Und ein Jahr später veröffentlichte er die frappierende Studie über die Spezies Mensch. Ohne die Meuterei auf der Bounty wäre das schon fast ein halbes Jahrzehnt früher möglich gewesen.

Der Effekt der Meuterei auf die Forschungen Blumenbachs zeigt, wie global die Naturwissenschaft Ende des 18. Jahrhunderts bereits war. Das Göttinger Akademie-Projekt Johann Friedrich Blumenbach – Online trägt Publikationen, Sammlungsobjekte und Quellenmaterial zu Blumenbachs Forschungen und seinem Netzwerk zusammen und macht solche Zusammenhänge sichtbar.

Wolfgang Böker