Schon gewusst ... dass Brüder nicht immer zanken müssen?
Brüderliche Fehden, Intrigen und Machtbestreben spielten für Friedrich den Weisen (1463–1525) und seinen jüngeren Bruder Johann den Beständigen (1468–1532) keine Rolle – im Gegenteil: In großem Einvernehmen regierten die beiden Wettiner der ernestinischen Linie zu Beginn des 16. Jahrhunderts gemeinsam das kursächsische Territorium. Dieses war nicht irgendein Gebiet auf der Landkarte Mitteldeutschlands, sondern die Wiege der Reformation, welche zu großen Umwälzungen in ganz Europa führen sollte.
„Das Außergewöhnliche an den beiden Herrschern ist, dass sie sich auf höchster Ebene die Regierungsaufgaben in zwei Verwaltungsgebiete aufteilten, sich dabei eng abstimmten und nach außen als Einheit agierten“, erläutert Alexander Bartmuß. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt „Briefe und Akten zur Kirchenpolitik Friedrichs des Weisen und Johanns des Beständigen 1513 bis 1532. Reformation im Kontext frühneuzeitlicher Staatswerdung“ der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig.
Dieses Editionsprojekt im Akademienprogramm untersucht anhand überlieferter Schriftdokumente, wie die Landesherren Martin Luthers vor und während des sich entfaltenden Reformationsgeschehens in kirchenpolitischen Belangen nach innen und außen agierten. Eine zunehmend wichtige Rolle kam dabei den sogenannten Funktionseliten im Kurstaat zu – einem Stab an Räten, die über juristische, theologische oder finanzwirtschaftliche Kompetenzen verfügten und die im Auftrag der Brüder teils eigenverantwortlich agierten. Die starke Förderung von Bildung und Wissenschaft, u. a. durch die Gründung der Universität Wittenberg, und sein diplomatisches Geschick waren es, die Friedrich den Beinamen „der Weise“ einbrachte.