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Historisch-kritische Edition der Briefe Philipp Jakob Speners (1635–1705) vor allem aus der Berliner Zeit


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Die ca. 3500 überlieferten Briefe Philipp Jakob Speners (1635–1705), des Begründers des lutherischen Pietismus, sind für die Erforschung der Anfänge des Pietismus, der bedeutendsten Erneuerungsbewegung des Protestantismus seit der Reformation, und für die Kirchen- und Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit überhaupt wichtige Quellen. Teils handschriftlich in Archiven und Bibliotheken weit über Deutschland hinaus überliefert, teils in alten, von Spener selbst besorgten oder postumen Sammlungen vorliegend, können sie erst durch eine Identifizierung der Adressaten und der erwähnten Personen und durch eine Kommentierung der Situationen als historische Quellen nutzbar gemacht werden. Die Ausgabe der Spenerbriefe bringt erstmals eine vollständige Sammlung.


Historisch-kritische Edition der Briefe Philipp Jakob Speners (1635–1705) vor allem aus der Berliner Zeit

Historisch-kritische Edition der Briefe Philipp Jakob Speners (1635–1705) vor allem aus der Berliner Zeit

Betreuende Akademie
Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig

Arbeitsstelle und Sitzland
Halle, Sachsen-Anhalt

Typ
Editionen: Philosophie, ältere Naturwissenschaften, Literatur- und Sprachwissenschaften

Vorhabennummer
II.B.51


Das Projekt ist konzentriert auf die Edition die Briefe Speners aus seiner Berliner Amtszeit (1691–1705), bietet aber auch die Komplettierung seiner Briefe aus Frankfurt (1666–1686) und Dresden (1686–1691). In Berlin stand Spener auf dem Höhepunkt seines kirchenpolitischen Einflusses. Zunächst noch verwickelt in die seit Beginn der 1690er Jahre massiv aufbrechenden „pietistischen Streitigkeiten“ – als „Oberhaupt“ und Apologet der neuen Bewegung sowohl respektiert als auch attackiert – konnte Spener gerade durch seine Briefkontakte entscheidende Weichenstellungen vorbereiten, z.B., dass die Universität in Halle ein theologisches Zentrum des Pietismus und Franckes „Anstalten“ zu Glaucha vor Halle ein „power-house of pietist movement“ (J. Spaans) wurden. Speners Briefe dokumentieren die Möglichkeiten pietistischer Personalpolitik in der Zeit um 1700 und zeigen, wie der (reformierte) brandenburgische Kurfürst für Belange lutherischer Pietisten zu gewinnen war. Ebenso läßt sich in diesen Briefen die Formierung der pietistischen Bewegung und deren Distanzierung von separatistischen Tendenzen erkennen. Sie verdeutlichen auch die übergreifenden Denkzusammenhänge Speners in Bezug auf das Verhältnis von Kirche und Staat, eine konfessionelle Toleranzpolitik, das Verhältnis von Christen und Juden, die mögliche Bedrohung des Christentums durch den Sozinianismus u.v.a. und lassen die Deutung einer Symbiose des Pietismus mit dem „Preußentum“ (Carl Hinrichs) als zu verengt erscheinen.

Die Edition macht einen Quellenbestand historisch-kritisch greifbar, der über die Kirchen- und Theologiegeschichte hinaus für die Geistes- und Kulturgeschichte in den Etablierungsphasen von Pietismus und Aufklärung die konfessionspolitischen, universalreformerischen und alltagsgeschichtlichen Dimensionen der Zeit erkennen läßt.

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