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Schon gewusst ...?

Schon gewusst … dass der Kniefall im Frühmittelalter verschiedene Bedeutungen hatte?

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Als Geste der Ehrerbietung diente der Kniefall im Frühmittelalter als politisches Mittel, um bei Bitt- und Gnadengesuchen eigene Interessen durchzusetzen oder um Konflikte zu beenden. Den Kniefall nennt man auch Fußfall, Prosynkrese bzw. auf Lateinisch prostatio. In der Antike galt er etwa allgemein als Geste der Wertschätzung und der göttlichen Verehrung. Während die frühchristliche Kirche den Kniefall anfangs ablehnte, ist er ab dem 3. Jahrhundert in die Liturgie aufgenommen worden. Je nach Zeit und Situation konnte die prostratio als Kniefall mit einem Knie oder zwei gebeugten Knien ausgeführt sein. Auch ein Niederwerfen mit dem ganzen Körper war möglich.

Der Kniefall als Bild lässt sich in antiken und frühmittelalterlichen Sprachgewohnheiten finden. In Bittschreiben tauchen entsprechende Begriffskombinationen auf: quasi prostratus (oder provolutus) pedibus vetris – was übersetzt heißt: „gleichsam zu euren Füßen niedergeworfen“. Diese Formulierungen finden sich vielfach besonders in frühmittelalterlichen Briefen und Musterdokumenten.

Das Langzeitforschungsvorhaben „Formulae – Litterae – Chartae. Neuedition der frühmittelalterlichen Formulae inklusive der Erschließung von frühmittelalterlichen Briefen und Urkunden im Abendland (ca. 500 – ca. 1000 n. Chr.)“ erforscht solche frühmittelalterlichen Musterdokumente und Briefe. Seit 2017 entsteht die kritische Neuedition an der Akademie der Wissenschaften in Hamburg in Kooperation mit der Universität Hamburg unter Leitung von Prof. Dr. Philippe Depreux. Das Projekt ist auf 15 Jahre angelegt. Die Ergebnisse des Langzeitvorhabens werden sowohl in Buchform als auch digital veröffentlicht.