„Gerade erreichen verschiedenste Gesellschaften Kipp-Punkte – sie sind noch demokratisch, aber drohen in autoritäre Staatsformen abzukippen, weil die Demokratie vielen nicht mehr als beste aller möglichen Staatsformen plausibel ist. Wie Staaten in autoritäre Gesellschaftsformen kippen, kann man aus der Vergangenheit lernen. Und entsprechend präventiv handeln und Gegenwart wie Zukunft gut gestalten.“
Prof. Dr. Christoph Markschies
Präsident der Akademienunion
Vergangenheit verstehen.
Zukunft gestalten.
Die Vergangenheit zu verstehen und aus ihr Schlüsse zu ziehen, um die Zukunft zu gestalten – nach dieser Maxime handelt die Akademienunion. Die vielfältigen Forschungsaktivitäten ihrer Mitgliedsakademien – vor allem im Akademienprogramm – tragen maßgeblich zur Lösung großer gesellschaftlicher und wissenschaftlicher Herausforderungen bei, weil historische Sensibilität und ein weiter disziplinärer Horizont gefordert ist.
Mit über zweitausend Spitzenforscherinnen und -forschern tragen die Akademien zur Weiterentwicklung der Wissenschaft in ihrer disziplinären Vielfalt sowie im inter- und transdisziplinären Austausch bei. Sie bieten Foren für Interaktion der Besten aller Fachrichtungen. Die Akademienunion ist eine starke Gemeinschaft, die die spezifischen Profile ihrer Mitgliedsakademien zusammenführt und sich für die Freiheit von Wissenschaft und Forschung in einer offenen demokratischen Gesellschaft einsetzt. Diese Vielfalt der Akademien wird durch den neuen grafischen Auftritt sichtbar gemacht.
Prof. Dr. Christoph Markschies zum neuen Design der Akademienunion

Nehmen Sie uns mit auf die Reise zur neuen Kommunikation der Akademienunion – Leitbild, Claim, Logo, Branding. Wie hat sich dies alles entwickelt?
Die Akademienunion hat in den vergangenen drei Jahren ihr Gesicht deutlich verändert – sie ist nun eine engagierte, schlagkräftige und für Neues aufgeschlossene Gemeinschaft unabhängiger und unterschiedlich aufgestellter Akademien geworden. Da entspricht es den Gesetzen der öffentlichen Kommunikation, sich auch einen neuen Auftritt zuzulegen. Am Prozess der Entstehung eines solchen Auftritts ist für Außenstehende vielleicht bemerkenswert, dass man zunächst einmal mit der Agentur des Vertrauens (in unserem Fall die Berliner Agentur Nordsonne) bilanziert, was die gemeinschaftliche Identität auszeichnet, die in der Marke zum Ausdruck kommen soll. Insofern beginnt alles mit einem sehr spannenden Prozess der Identitätsvergewisserung und Klärung. Und dann entwickelt sich daraus alles Weitere.
Der Claim „Vergangenheit verstehen. Zukunft gestalten.“ läutet eine neue Phase in der Kommunikation der Akademienunion ein.
Mit einem Claim soll knapp auf den Begriff gebracht werden, worum es geht: Gesellschafts- und Politikberatung, aber auch langfristige Erforschung des maßstabsetzenden kulturellen Erbes. Dazu ein Satz aus unserem schönen Leitbild: „Die Vergangenheit zu verstehen und aus ihr zu lernen, ist eine wesentliche Voraussetzung, die Zukunft nachhaltig und lebenswert zu gestalten. Gemeinsam mit anderen Akteuren im Wissenschaftssystem tragen wir dazu bei, die Relevanz der Wissenschaft in der Öffentlichkeit zu akzentuieren und geben so Impulse für eine wissenschaftsfreundliche Gesellschaft“. Das Schöne an dem Claim ist, dass er sich so schön als Matrix für interpretierende Formulierungen eignet: Schleiermacher verstehen. Textwissenschaft gestalten. – wäre ein anregender Claim für die auf Schleiermacher bezogenen Unternehmungen der Akademien in Berlin und Göttingen. Filmmusik verstehen. Aufführungen gestalten. – könnte sich die Werkausgabe des Komponisten Erich Wolfgang Korngold auf die Fahne schreiben, die an der Berliner und Mainzer Akademie die im amerikanischen Exil Filmmusiken Korngolds für Hollywood-Epen analysiert und für den Konzertgebrauch ediert. Mich regt der Claim dazu an, mit ihm zu spielen und ihn nicht behäbig vor mir herzutragen oder nur routiniert unter Texte oder Abbildungen zu drucken, mit denen wir an die Öffentlichkeit gehen. Und mir scheint ja, wir haben ja eher zu wenig Verstehen von Vergangenheit, wenn manche Menschen meinen, wir könnten Zukunft mit Ideen aus der Vergangenheit gestalten, mit denen Europa und die Welt schon einmal grausam Schiffbruch erlitten haben.
Ein neues Leitbild wurde verabschiedet. Wo liegt hier der Fokus?
Wenn man ein Leitbild noch kürzer formulieren könnte, als es formuliert ist, wäre es ein schlechtes Leitbild. Insofern liegt der Fokus dort, wo ihn das Leitbild in seinen elf Abschnitten legt und ich kann guten Gewissens zitieren: die Akademienunion ist ein Zusammenschluss von acht Landesakademien in einer föderal organisierten Wissenschaftslandschaft und zugleich ein Teil eines globalen Wissenschaftsnetzwerks. Als Verbund von Akademien der Wissenschaften sind wir in der Lage, effizient zur Lösung großer gesellschaftlicher und wissenschaftlicher Probleme beizutragen. Durch unsere Gesellschafts- und Politikberatung setzen wir auf ausgewählten Feldern vielfältige Impulse. Mit dem Akademienprogramm, der weltweit größten Förderinitiative für langlaufende Forschungsvorhaben in den Geistes-, Sozial- und Kulturwissenschaften, ermöglichen wir exzellente gründliche Forschung und sorgen für deren dynamische Weiterentwicklung. Insbesondere kümmern sich die in der Akademienunion zusammengeschlossenen Akademien gemeinsam mit anderen Einrichtungen um die lexikographische Erforschung der deutschen Sprache in allen ihren historischen und gegenwärtigen Sprachstufen, Bereichen und regionalspezifischen Ausprägungen in einem Akademienzentrum digitale Lexikographie des Deutschen. Im internationalen Wettbewerb der Digital Humanities nehmen unsere Mitgliedsakademien einen Spitzenplatz ein. Für uns sind Diversität und Chancengleichheit die Grundlage für eine freie, dynamische und ethisch sensible Forschung. Wir fördern junge Wissenschaft, indem wir gemeinsam mit den Jungen Akademien arbeiten. Durch eine engagierte Wissenschaftskommunikation befördern wir Aufklärung, Reform und Fortschritt.

Auch der Name „Union der deutschen Akademien der Wissenschaften“ wurde im Logo verkürzt auf „Akademienunion“. Was sind die Beweggründe dahinter?
Kürzer ist besser. Dass es um Akademien der Wissenschaften geht und nicht um irgendwelche Akademien mit irgendwelchen Zwecken (der juristische Titelschutz für diesen bei Platon im antiken Griechenland erstmal verwendeten Begriff ist inzwischen leider abgelaufen, so dass sich jeder so nennen kann), ist allen klar, die damit hantieren. Also – ich wiederhole mich – lieber kürzer.
Unsere Mitglieder haben selbstverständlich unterschiedlichste Corporate Identities, Kommunikationswege und Leitbilder. Wir wollen diese in unsere neue Kommunikation integrieren, ohne die Identität dieser zu korrumpieren oder unausgewogen darstellen. Aber auch selbst als Akademienunion wollen wir mit einer aussagekräftigen und eigenständigen Identität sichtbar sein. Wie ist dies gelungen? Wie stärken wir zukünftig unsere Identität in der Kommunikation?
Na, ich würde meine Aufgabe herzlich schlecht erfüllen, wenn ich einen neuen Claim passieren lassen würde, der es nicht erlauben würde, die Akademienunion als Gemeinschaft acht wunderbarer, stolzer und unabhängiger Akademien darzustellen, aber auch als eine einzige starke, schlagkräftige und zu gemeinsamen Handeln entschlossene Gemeinschaft. Identität in der Kommunikation stärken wir – ganz schlicht gesagt – wenn wir das schöne neue Logo oft verwenden, den Claim dazu und die Matrix des Claims fröhlich variieren. Da vertraue ich aber den Kolleginnen in den Kommunikationsabteilungen ganz und gar. Und vielleicht fällt mir ja auch ab und an etwas ein.
Videostatements zum Claim Vergangenheit verstehen. Zukunft gestalten.
Kontakt
Dr. Annette Schaefgen
Leiterin Berliner Büro
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
030 / 325 98 73 70
annette.schaefgen@akademienunion.de