375 Blätter in Handschrift „S“
Kalenderwoche 47
375 Blätter umfasste die Handschrift Cod. Gen. 8 der Stadtbibliothek Schaffhausen (S) früher. Sie ist eine der wichtigsten Handschriften für das interakademische Langzeitprojekt „Der Österreichische Bibelübersetzer. Gottes Wort deutsch“, das an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und über die Bayerische Akademie der Wissenschaften an der Universität Augsburg angesiedelt ist.
Im Zuge des Projekts werden die Werke des Österreichischen Bibelübersetzers, der im frühen 14. Jahrhundert mehrere Teile der Bibel vom Lateinischen ins Deutsche übertrug und auslegte, ediert. Seine wichtigsten Übersetzungen sind das Alttestamentliche Werk, der Psalmenkommentar und das Evangelienwerk.
Die Handschrift S enthält das Evangelienwerk in seiner Bearbeitungsfassung. Das Schicksal des prächtig illuminierten Pergamentcodex stand in der Frühen Neuzeit auf der Kippe. Er wurde – in einzelne Lagen bzw. Doppelblätter zerlegt – im Jahr 1562 in Wien zum Verkauf angeboten. Mehrere Blätter waren schon verkauft, als Valentin Renner den Rest der Handschrift in seinen Besitz brachte. Er ließ die Blätter wieder binden, hielt den Erwerb auf einem Blatt in der Handschrift fest und rekonstruierte den ehemaligen Umfang der Handschrift: „Diß puechs seind im anfang gewesen dreyhundert und funff und sibentzig pletter“ (fol. 304v). Insgesamt rettete Valentin Renner 285 Blätter.
Für die Edition ist es selbstverständlich von Vorteil, einen vollständigen Text vorliegen zu haben. Glücklicherweise gibt es weitere Codices, die „einspringen“ können, wenn Blätter in S fehlen. So werden Interessierte später einmal einen fortlaufenden Text lesen können, wo Valentin Renner vor Lücken in seiner Handschrift saß.
Kontakt
Sebastian Zwies
Leiter Koordinierung
Akademienprogramm
06131 / 218 528 17
sebastian.zwies@akademienunion.de