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Relief mit Buddha
Zahl der Woche

33 Götter und der Buddha

Kalenderwoche 17


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Podcast: Dr. Stefan Baums über die ältesten Handschriften des Buddhismus

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Vom 1. Jh. v. Chr. bis zum 4. Jh. n. Chr. wurden die ältesten buddhistischen Handschriften geschrieben, verfasst in der Gāndhārī-Sprache und Kharoṣṭhī-Schrift. Das Projekt „Frühbuddhistische Handschriften aus Gandhāra“ der Bayerischen Akademie der Wissenschaften bearbeitet und ediert diese Handschriften. Die Entdeckung dieser Handschriften hat unser Verständnis dieser formativen Phase des Buddhismus auf eine völlig neue Grundlage gestellt.

Im Fokus des Vorhabens steht die Bearbeitung der buddhistischen Handschriftenfunde, die seit den 1990er Jahren aus dem Nordwesten Pakistans und den benachbarten Regionen Afghanistans bekannt geworden sind. Gandhāra ist der alte Name für dieses Gebiet, das seinen einstigen Reichtum dem Fernhandel auf der Seidenstraße verdankt und bei der Verbreitung des indischen Buddhismus nach Zentral- und Ostasien eine Schlüsselrolle spielte. Auf dem Weg von Indien durch Gandhāra nach Zentralasien und China entwickelte sich der Buddhismus zu einer Weltreligion, und Gandhāra spielte dabei eine zentrale Rolle in der Ausformung der buddhistischen Scholastik, des Mahāyāna und der buddhistischen Kunst.

Die einzelnen Handschriften werden sukzessive ediert. Unterstützt werden die Forschenden dabei durch eine eigens entwickelte digitale Forschungsumgebung, mit der die Handschriften auch der Öffentlichkeit in interaktiver Form zugänglich gemacht werden.

2021 konzentrierte sich die Arbeit des Projektes auf Handschriften mit Texten der buddhistischen Scholastik, des sogenannten Abhidharma. Der Tradition zufolge suchte der Buddha seine verstorbene Mutter Māyā im Trāyastriṃśa-Himmel (dem Himmel der 33 Götter) auf, um ihr dort als erster Zuhörerin die Abhidharma-Lehren zu erklären. Diese bekannte Episode wird in der buddhistischen Kunst Gandhāras dargestellt, so auch in dem hier abgebildeten Relief im Chazen Museum of Art in Madison. Aus wissenschaftlicher Sicht entfalteten sich die regional verschiedenen Scholastik-Traditionen des Buddhismus allerdings erst in den Jahrhunderten nach dem historischen Buddha. Die frühbuddhistischen Handschriften aus Gandhāra gewähren nun ganz neue Einblicke in die nordwestliche Abhidharma-Tradition, die bislang nur indirekt und bruchstückhaft aus chinesischen Übersetzungen und späteren Texten auf Sanskrit bekannt war. Es zeigt sich uns eine für die weitere Tradition in Indien und Ostasien prägende Entwicklungsphase, in der die buddhistische Scholastik nicht zuletzt in Reaktion auf die neuen Erlösungsideale des Mahāyāna-Buddhismus auch selbst neue Wege beschreitet.

 

Kontakt

Sebastian Zwies
Leiter Koordinierung
Akademienprogramm

 

06131 / 218 528 17
sebastian.zwies@akademienunion.de